Wird Google zum Gerätehersteller?

Google Suchmaske im BrowserBislang schiebt Google lediglich Datenpaket auf seinen Servern hin und her. Doch schon bald könnte der Suchriese Pakete aus Pappe verschicken, darin richtige Produkte mit den sechs bunten Buchstaben drauf.

Die Übernahme von Motorola Mobility ist ohne größere Auflagen der Behörden in den USA und der EU genehmig. Neben den Patenten erwirbt Google einen Smartphone-Hersteller. Motorola baut aber auch Geräte für Mediennutzung in Privathaushalten wie digitale Videorekorder, Router und Set-Top-Boxen. Mit der Marke Google@home sollen voraussichtlich Geräte für den Heimgebrauch auf den Markt kommen. Die Rede ist beispielsweise von einer kabellosen Musik-Streaming-Box, die Songs aus Googles Musik-Dienst auf Lautsprecher in der Wohnung überträgt. Laut einem Antrag bei der amerikanischen Communications Commision (FCC) testet Google derartige Geräte gerade in vier US-Städten daheim bei Google-Angestellten. Von Apple wurde kürzlich der verantwortliche Manager für die Hardware-Qualitätssicherung abgeworben. Das passt alles ins Bild.

Im geheimen Labor X arbeitet Google angeblich an einer Augmented Reality-Brille. Warum noch ein Smartphone vor die Augen halten, wenn man mit den Google-Goggles alle relevanten Informationen aus der Umgebung eingeblendet bekommt? Auf dem Firmengelände in Mountain View wird ein Google Experience Center gebaut, um Kunden und Partnern neue Produkte vorzuführen. Der Weg ist erstaunlich, denn bislang hat sich Google stets Partner für physische Produkte gesucht: Zuerst war es HTC, später Samsung, bei den Smartphones (Google Nexus), Acer und Samsung beim Chromebook (Laptop) sowie Sony und Logitech bei Google TV.

Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page (c) GoogleDie Vermutung liegt nah, dass die Google-Gründer ihrem Vorbild Steve Jobs nacheifern. Der Apple-Boss war fest davon überzeugt, dass man gute Produkte nur erschaffen kann, wenn man die volle Kontrolle über Hard- und Software besitzt. Doch ein solcher Schritt birgt Gefahren: Das Unternehmen hat häufig Softwareprodukte im Beta-Stadium auf den Markt gebracht und dann mit Nutzer-Hilfe verbessert. Bei teuren Produkten werden Käufer diese Bananen-Taktik (Produkt reift beim Kunden) nicht akzeptieren. Logitech stieg bereits Ende 2011 erbost und mit Verlusten aus dem Google TV-Projekt aus. Die Begründung: Google TV ist weit entfernt von einer Markreife.

Der Erfolg von Android beruht auf der Gerätevielfalt diverser Hersteller. Baut Google mit Motorola eigene Smartphones und Tablets, dürfte das bei den Mitbewerbern wenig Begeisterung auslösen. Die Neutralität des Betriebssstem-Entwicklers geht verloren. Google hat zudem keinerlei Erfahrung im Aufbau einer Produktion (vermutlich in Asien) sowie einer Warenwirtschaft samt eigenen Läden bzw. Handelspartnern. Ein Kundendienst müsste von Null aufgebaut werden. So großartig und verlockend die Aussicht auf anfassbare Google-Produkte sein mag, die Gefahr hier zu scheitern, ist mindestens genauso groß.

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